Er ist mal wieder da – der faltbare, und damit platzsparende Container. Seit Anbeginn der Containerschiffahrt bereitet die notwendige Disposition der Leer Container den Equipment Managern Kopfzerbrechen, sind doch die Ladungsverkehre selten paarig. Die Lösung erscheint so einfach: ein Container, der sich auf einen Bruchteil seines ursprünglichen Volumens zusammenschrumpfen ließe. Holland Container Innovations präsentiert eine neue Lösung mit Ihrem neu entwickelten 4FOLD – 40’High Cube Container.
Weltweit werden die Kosten, die mit der Leer-Disposition verbunden sind auf rd. 25 Mrd. € geschätzt. Allgemeinen Schätzungen zu Grunde werden rund 20% der auf dem Seeweg beförderten Boxen ohne Inhalt tranportiert, auf dem Landweg liegt die Quote gar doppelt so hoch, hier liegt der Leer-Transport Anteil bei rd. 40%. Weltweit verursachen Leer-Transporte den Reedereien Kosten von rd. 15 Mrd. €. In einem von hartem Wettbewerb gekennzeichneten Markt ein interessantes Feld zur Erschließung von Kosteneinsparungen und damit Wettbewerbsvorteilen.
Nun ist die Idee an sich nicht neu – viele Versuche in dieser Hinsicht gab es bereits – keine konnte sich bisher auf breiter Basis etablieren. So hat die Fa. Staxxon einen faltbaren Stahl-Continer mit faltbarem Dach u. Boden konzipiert. Eine weitere Entwicklung war der Cargoshell, ein aus Fiberglass konstruierter Container mit Faltbaren Seitenwänden. Neben diesen Typen gab es viele weitere umgesetzte Ideen fleißiger Tüftler, denen eines gemeinsam war: Es kam nicht zum großen Durchbruch – entweder war die Summe aus fixen u. variablen Kosten zu hoch, oder die Konstruktionen hielten den ständigen Beanspruchungen im dauerhaften Handling nicht Stand.
Nun hat die Fa. Holland Container Innovations (HCI) einen neuen Anlauf auf ein altes Thema unternommen und einen faltbaren 40‘ High Cube Container entwickelt, der helfen soll, die ersehnten Einsparungspotentiale zu heben. Aus einem Spin-Off Team von 4 Studenten aus dem Umfeld der Delft University of Technology wurde 2008 das Unternehmen HCI gegründet. Die Zielsetzung war die Entwicklung und Vermarktung eines platzsparenden und somit auch umweltfreundlichen Containers.
Die Idee wurde 2014 im Rahmen des Weltverkehrsforums in Leipzig mit dem „Promising Innovation Award“ prämiert und fand bereits weite Anerkennung. Bisher wurden in die Entwicklung des neuen Containers rund 2,5 Mio € investiert. Ein gutes Argument für den Einsatz hat der neue Container bereits – die Klassifizierungsgesellschaften haben die Zulassung für den internationalen Einsatz im Transportgeschäft erteilt. Grund genug sich mit dem neuen Konzept auseinander zu setzen.
Mit welchen Merkmalen unterscheidet sich 4FOLD von seinen Konkurrenten?
Stabilität ist bei solch einem Container äußerst wichtig: Wo andere Versuche scheiterten hat 4FOLD durch die Weiterentwicklung entscheidenden Fortschritt geleistet. Eine komplette robuste Stahlkonstruktion verleiht der Box ausreichend Stabilität. Von Stoßdämpfern, zu Federn über Klammern bis hin zu extra Sicherungen wurde alles berücksichtigt, was für ein sicheres Handling notwendig ist, um damit das Unfallrisiko beim Aufrichten und wieder Falten des Containers zu minimieren.
Die Falttechnik ermöglicht es Platz und somit Kosten zu sparen. Hierdurch wird es möglich, bis zu 75% des Volumens bei Leertransporten oder Lagerung von Leercontainern zu sparen. Dies spart nicht nur Geld, auch aus ökologischer Sicht ein Plus – können durch die Einsparung von Leertransporten auch beträchtliche Mengen des CO2 Ausstoßes reduziert werden. Ein Aspekt der den Reedereien sehr entgegenspielt, da eine Ausrichtung zu mehr umweltverträglichem Handeln zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Alles schön und gut, doch sind mit den Vorteilen auch Nachteile im Vergleich zu heute im Einsatz befindlicher Standardboxen verbunden? Rund 4-5 Minuten dauert das Aufrichten eines zusammengeklappten Containers für geschultes Personal – Depotmitarbeiter mit weniger Erfahrung dürften wohl deutlich länger hierfür brauchen. 2 Mann werden für diesen Vorgang benötigt + einem Stapler samt Fahrer. Nicht unerheblich auch gerade für die Containerdepots sind also auch die zusätzlichen Kosten, die durch das Handling der neuen Boxen entstehen.
Ein weiterer Aspekt ist der Preis für des 4FOLD, der momentan das Fünffache eines normalen 40´High Cube Containers beträgt. Jedoch gehen offizielle Kalkulationen davon aus, dass sich die Kosten bei entsprechender Nachfrage auf den Faktor 2 reduzieren lassen.
Die Wartungs- und Reparaturkosten würden für solch eine Container Variante steigen, da die vielen beweglichen Teile deutlich reparaturanfälliger sind als bei der starren Konstruktion heutiger Boxen. Ebenfalls wird das regelmäßige Zusammenfalten und Aufrichten zu erhöhtem Verschleiß führen – Kosten, die von den Reedereien oder Leassinggesellschaften zu tragen wären. Dem entgegen hält HCI, dass man auf Grund der extrem robusten Konstruktion davon ausgeht, dass die durchschnittliche Einsatzdauer auf See deutlich länger sein wird, als bisherige Standardboxen – dies soll helfen die höheren Investitionen auszugleichen. Ob sich all diese Einschätzungen bewahrheiten, werden die Praxistests zeigen.
Erwähnenswert ist in jedem Fall, dass die Idee des 4FOLD bereits insoweit überzeugt hat, dass erste Feldversuche einiger namenhaften Reedereien wie APL und Hanjin durchgeführt werden. Auch die holländische Reederei NileDutch hat Interesse gezeigt die neuen Boxen im Verkehr zwischen Europa und West-Afrika in Einsatz zu nehmen – eine Relation bei der extrem unpaarige Ladungsverhältnisse bestehen.
Sollte es dem neuen Falt-Container gelingen, die geweckten Erwartungen zu erfüllen und sich im Praxistest zu bewähren, so steht ihm sicherlich eine aussichtsreiche Zukunft bevor.
Fotos: Holland Container Innovations Nederland B.V.