Der Hamburger Hafen setzt neue Maßstäbe in Europa, indem er als erster Hafen eine umfassende Landstromversorgung sowohl für Kreuzfahrtschiffe als auch für Containerschiffe anbietet. Diese Initiative stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung umweltfreundlicherer Schifffahrt dar und positioniert den Hamburger Hafen als Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien.
In den vergangenen Jahren wurden erhebliche Mittel in die Entwicklung und Fertigstellung der ersten Landstromanlage am Eurogate Terminal investiert. Diese Anlage ermöglicht es Schiffen, während ihrer Liegezeit im Hafen sauberen Strom aus dem Landnetz zu beziehen, anstatt auf ihre eigenen, umweltschädlichen Dieselmotoren angewiesen zu sein. Weitere Landstromanlagen sind bereits in Planung und sollen in den kommenden Monaten an den Terminals Burchardkai und Altenwerder in den Regelbetrieb gehen.
Am Montag, dem 13. Mai 2024, wurde ein bedeutender Meilenstein erreicht: Das erste Containerschiff wurde erfolgreich mit Landstrom versorgt und konnte seine eigenen Generatoren abschalten. Dieses Schiff, ein 400 Meter langer Gigant der Reederei CMA CGM, kann bis zu 18.000 Container transportieren.
Containerschiffe benötigen auch im Hafen eine erhebliche Menge Strom. Bisher nutzen sie während der Liegezeit meist ihre sogenannten Hilfsdiesel, um den Energiebedarf zu decken. Diese Dieselgeneratoren sind jedoch extrem umweltschädlich. Nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder benötigt ein Großcontainerschiff im Hafen etwa 7,5 Megawatt. Dies entspricht nahezu der Antriebsleistung eines Hochgeschwindigkeitszugs vom Typ ICE 3 der Deutschen Bahn. Kreuzfahrtschiffe haben sogar einen noch höheren Energiebedarf und benötigen bis zu elf Megawatt.
Deutschland plant, die Landstrompflicht ab 2030 einzuführen. Diese Vorschrift wird Reedereien verpflichten, ihre Schiffe während der Liegezeit im Hafen mit Landstrom zu versorgen. Ein großes Problem für die Reeder ist jedoch, dass der Landstrom derzeit teurer ist als der von den eigenen Generatoren erzeugte Strom an Bord der Schiffe.
Das Konzept des Landstroms ist allerdings nicht neu. In einigen asiatischen Häfen sowie in Los Angeles gibt es bereits seit 2014 eine Landstrompflicht. Daher haben alle großen Reedereien bereits Erfahrungen mit dieser Art der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien gesammelt. In Hamburg wird es jedoch keine vorzeitige Anschlusspflicht geben. Zunächst müssen die Häfen entsprechend ausgestattet und vorbereitet werden, und die Containerschiffe selbst müssen ebenfalls umgerüstet werden, bevor das Projekt vollständig umgesetzt werden kann.
Der Hamburger Hafen zeigt sich weiterhin als europaweiter Vorreiter in Sachen Modernisierung und Nachhaltigkeit. Mit der Einführung der Landstromversorgung setzt er ein starkes Zeichen für eine umweltfreundlichere Schifffahrt und trägt erheblich zur Reduzierung der Emissionen bei. Es bleibt spannend zu beobachten, welches innovative Projekt als nächstes in Angriff genommen wird. Der Hamburger Hafen bleibt somit ein leuchtendes Beispiel für die gelungene Verbindung von technologischem Fortschritt und ökologischer Verantwortung.