Am 26. April 1956 fährt der umgebaute Frachter "IDEAL X" als erstes Containerschiff der Welt mit 58 genormten, stapelbaren Metallkisten beladen von Newark nach Houston - die Geburtsstunde der Containerschifffahrt.
Am 5. Mai 1966 läuft mit der "Fairland" erstmals ein Containerschiff Europa an und macht im Bremer Überseehafen fest.
2 Jahre später, am 31. Mai 1968, startet der Hamburger Hafen in ein neues Zeitalter: Mit der "American Lancer" legt erstmals ein Vollcontainerschiff an. Die eckigen Kisten an Bord revolutionieren Schifffahrt, Hafenarbeit und weltweiten Handel.
Feuerlöschboote begrüßen das 213 Meter lange Schiff auf der Elbe mit meterhohen Wasserfontänen, an Land heißt Hamburgs Wirtschaftssenator Helmuth Kern den Kapitän der "American Lancer" persönlich willkommen. Um 21 Uhr des 31. Mai 1968 bricht am Burchardkai die Ära der Containerschifffahrt an.
Schneller als von vielen erwartet löst die Containerschifffahrt die konventionelle Frachtschifffahrt ab. Denn der Containertransport hat viele Vorteile: Liegen die bisherigen Frachtschiffe oftmals mehrere Tage zum Be- und Entladen im Hafen, ist es bei den Containerschiffen nur noch eine Sache von Stunden - das spart Zeit und Geld. Stückgutfrachter wie das heutige Museumsschiff Cap San Diego verschwinden nach und nach aus dem Schiffsverkehr.
Das neue Transportsystem stellt Schifffahrt und Hafenindustrie vor große Herausforderungen. Tausende traditionelle Arbeitsplätze für Hafenarbeiter gehen verloren.
Die Hafeninfrastruktur muss komplett umgestellt, spezielle Verladebrücken, Kräne und hochbeinige Förderfahrzeuge angeschafft werden. Kaianlagen werden ausgebaut und direkte Anschlüsse für Bahn und Lkw gelegt - darunter auch der neue Elbtunnel und die Köhlbrandbrücke. Beide Bauwerke werden 1974 fertiggestellt.
Auch die Reedereien müssen sich neu organisieren. Sie müssen in großem Stil investieren und neue Schiffe anschaffen. Zugleich ist der Markt hart umkämpft, da die Containerschiffe immer größer werden, sodass weniger Reedereien benötigt werden. Die Containerschifffahrt zwingt auch die beiden großen deutschen Reedereien Hapag und Lloyd dazu, sich zusammenzuschließen. Im September 1970 fusionieren die Konkurrenten Hapag und Lloyd zur Hapag-Lloyd AG.
Im Laufe der Jahre werden die Schiffe immer größer, vor allem aber steigt durch moderne Schiffbautechnik ihre Ladekapazität. Zum Vergleich: Transportiert die "American Lancer" noch maximal 1.200 TEU, werden ab Ende der 1980er-Jahre Schiffe mit 4.500 TEU gebaut. Sie sind bereits so groß, dass sie nicht mehr durch den Panama-Kanal fahren können. Die momentan größten Containerschiffe der Welt (Stand: 3/2024) stammen aus einer mehrere Schiffe umfassenden Serie. Für die Linienreederei Mediterranean Shipping Company (MSC) ist unter anderem die "MSC Irina" im Einsatz. Das Schiff ist 61 Meter breit und hat eine Länge von knapp 400 Metern. Es ist also nicht einmal doppelt so groß wie die "American Lancer", kann aber mehr als das 20-Fache an Ladung aufnehmen. Genau sind es 24.346 Standardcontainer. Zu der Serie zählen auch die baugleichen "MSC Loreto", "MSC Michel Cappellini" und "MSC Mariella".
Quelle: NDR